Verheiratete Frauen verdienen Verständnis!
Sind viele Ehefrauen vielleicht einfach sehr einsam? In einem Zeitalter, in dem Social Media und Technologie es Paaren ermöglicht, öfter zu kommunizieren als je zuvor, ist dies ein interessantes Thema. In einer Zeit umfangreichster Lifestyle-Optionen liegt es nämlich nicht so sehr an den Mitteln zur Kommunikation, sondern an der Kommunikation an sich.
Dr. Willard F. Harley schreibt über seine umfassenden Erfahrungen mit frustrierten Ehefrauen:
„Jeden Tag begegnen mir Frauen, die von ihren Ehen äußerst frustriert sind. Sie haben oft keinerlei Hoffnung, dass ihre Ehemänner jemals verstehen werden, was sie frustriert, geschweige denn, dass sie genug ändern würden, um das Problem zu lösen. Aus ihrer Sicht werden Eheprobleme durch die Männer verursacht, die wenig oder gar nichts tun, um die Situation zu verbessern.“(1)
Historisch gesehen hat die Ehe viel mit der Verfolgung von Überlebensinteressen zu tun. Bis vor ungefähr einem Jahrhundert war die Ehe für die meisten Menschen auf diesem Planeten eine Frage der Schaffung einer opportunistischen Gemeinschaft zum Zwecke der Erhöhung von Status und Sicherheit – und zwar in so ziemlich jeder Kultur seit Anbeginn der Zeit.
Stephanie Coontz, Verfasserin von „In schlechten wie in guten Tagen: Die Ehe – eine Liebesgeschichte“ zufolge ist die traditionelle Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau im Grunde ganz einfach ein arrangiertes Bündnis, das sehr hohe Überlebensquoten gewährleistete.
„Die Ehe ist eine uralte Institution, die bereits bestand, bevor es Aufzeichnungen darüber gab. Sie wurde jedoch in erster Linie als strategische Allianz zwischen den Familien gesehen, wobei die zu Trauenden oft keinerlei Mitspracherecht hatten. In einigen Kulturen kam es sogar vor, dass Eltern ein Kind mit dem Geist eines verstorbenen Kindes vermählten, um die familiären Bindungen zu stärken.“(2)
Im Laufe der Entwicklung hin zum Zeitalter der modernen Ehe konnten mehr und mehr Männer und Frauen aus Liebe und zwecks gegenseitiger Kameradschaft heiraten. Aber nach gut einem halben Jahrhundert der Liebesheirat stellen wir nun einige Dinge fest, die viele Wissenschaftler und Journalisten schon seit langem behaupten – dass Monogamie nicht jedermanns Sache ist, und dass diejenigen, die sich ihr verschreiben, hart daran arbeiten müssen.
Wie niemand Geringeres als Albert Einstein in einem Brief schrieb: „Ich bin sicher, dass du weißt, dass die meisten Männer (wie auch eine ganze Reihe von Frauen) von Natur aus nicht monogam veranlagt sind.“(3)
Doch sollten wir unglückliche Ehen nicht mit einem Mangel an erfolgreichen Ehen verwechseln oder die Institution der Ehe gleich ganz abschreiben. Viele Leute sind sehr glücklich damit, den Bund fürs Leben zu schließen und auf eine lebenslange Partnerschaft hinzuarbeiten. Aber Monogamie ist keineswegs jedermanns Sache, und eine Affäre kann eine akzeptable Lösung sein, wie Douglas LaBier in der Huffington Post schreibt:
„Eine Affäre kann Gefühle der Bestätigung vermitteln und die Vitalität wiederherstellen, und sie kann auch den Mut aktivieren, die Ehe zu verlassen, wenn dies der gesündeste Weg ist.“(4)
Sehen wir uns doch einfach mal einige der wahren Gründe für Untreue/Ehebruch unter Frauen an – und zwar ganz ohne moralische Wertung.

7 Gründe, warum verheiratete Frauen Affären haben
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Offener Verzicht auf Monogamie
Erste Forschung legt nahe, dass Paare, die sich auf eine offene Beziehung/Ehe oder polyamore Dating-Arrangements einigen, dazu tendieren, offener und ehrlicher zueinander über ihre tiefsten Bedürfnisse zu sein. Die von Bjarne Holmes und seinem Team am Champlain College in Vermont durchgeführte Studie zeigt, dass eine offene Kommunikation der Schlüssel dazu ist.
„Menschen in dieser Art von Beziehungen kommunizieren wirklich. Sie kommunizieren ohne Ende [...] Sie reden viel miteinander, sie verhandeln viel, sie sprechen häufig über ihre Gefühle.“(5)
Natürlich kann es sehr schwierig sein, dieses Thema aufs Tapet zu bringen, wenn man sich bereits in einer festen Beziehung befindet, die bisher nach konservativeren Regeln aufgebaut ist. Aber es kann die Sache wert sein, über Dating für Verheiratete zu sprechen, wenn man auf diese Weise seine Ehe retten kann. Auch Polyamorie kann für viele Ehe eine Option sein, die in Betracht gezogen werden sollte.
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Frauen gehen anders mit Einsamkeit um
Während Männer und Männlichkeit im Allgemeinen mit der Unterdrückung von Gefühlen der Einsamkeit assoziiert werden, lautet das Stereotyp für Frauen, dass sie kein Problem damit haben, ein Gefühl mangelnder Verbindung zum Ausdruck zu bringen. Es heißt sogar, dass Frauen dies erst nicht mehr tun, wenn sie die Beziehung aufgegeben haben.
Einer in der Fachzeitschrift Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichten Studie zufolge fühlen Männer sich weniger einsam, wenn sie von einer großen Freundesgruppe umgeben sind, während Frauen Einsamkeit mit einem Mangel an persönlicher Verbindung gleichsetzen. Das ist natürlich genau die Art von Verbindung, die harte Arbeit und unermüdliche Anstrengungen erfordert und die Grundlage für eine gedeihende Ehe darstellt.
„Die These ist, dass Männer bei der Bewertung von Einsamkeit eher gruppenorientierte Kriterien nutzen, während Frauen sich mehr auf die Qualitäten von [Einzel-]Beziehungen konzentrieren“, resümieren die anonymen Autoren.(6)
Wenn eine Frau eine daher eine „leere“ Beziehung erlebt, kann sie – als Alternative zu einer möglichen Scheidung – durchaus berechtigt sein, eine diskrete Verbindung zu suchen.
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Sexuelle Erkundung
Wir sind alle sehr verschieden gestrickt, wenn es um Fragen der Libido geht. An irgendeiner Stelle in unserem gemeinschaftlichen Entscheidungsprozess haben wir beschlossen, dass sexuelle Vorlieben und Bedürfnisse in einer ordentlichen und aufgeräumten monogamen Kiste am besten aufgehoben sind.
Menschen, die dem nicht zustimmen, zeigen derartigen Beschränkungen im Grunde einen riesigen Stinkefinger. Natürlich wollen Menschen ihre Sexualität erkunden, und die Monogamie kann ein Ansatz dafür sein. Aber was, wenn Monotonie und langweilige Wiederholung das Verlangen nach Erkundung unterdrücken? In einem solchen Fall kann eine Affäre eine lohnenswerte und gesunde Alternative darstellen. Psalm Isadora, eine Vordenkerin auf dem Gebiet der Frauengesundheit, plädiert dafür, den Bedürfnissen von Frauen mit einer abenteuerlicheren Libido zu begegnen.
„Schließlich existiert Sexualität auf einer Bandbreite. Wir sind alle voller natürlicher, ursprünglicher Gelüste. Beim Umgang mit Sexualität – wie man diese auch ausdrücken mag – kommt es vor allem anderen darauf an, authentisch zu sein. Man sollte sich fragen: ‚Was will ich wirklich? Was brauche ich wirklich?‘ und bei der Beantwortung ehrlich zu sich selbst sein.“(7)
Sexuelle Frustration
Es ist eine Tatsache ist, dass viele Paare nach Jahren einer monogamen Ehe jegliche sexuelle Befriedigung verlieren. Hinsichtlich sexloser Ehen scheint jedoch eine Doppelmoral vorzuherrschen. Männer neigen dazu, ihre Bedürfnisse in außerehelichen Affären zu befriedigen, während die Frauen sich mit dem Stand der Dinge abfinden und treu bleiben sollen. Das ist Ehefrauen gegenüber, deren Bedürfnisse nicht länger erfüllt werden, extrem unfair.
Männer, hergehört! Wenn ihr eure Frauen vernachlässigt, dürft ihr euch nicht wundern, wenn sie zu untreuen Ehefrauen werden. Rhonda Milrad, Gründerin und CEO von RelationUp, erklärt, dass viele Frauen fremdgehen, wenn die sexuelle Langeweile zur Norm in der Beziehung wird.
„Einige Frauen haben das Gefühl, in dem ewig gleichen Trott gelandet zu sein, und dass ihr Leben vorhersehbar und langweilig geworden ist. Eine neue Beziehung kann daher wie eine tolle Möglichkeit wirken, dem Alltag neue Spannung zu verleihen.“ Milrad erläutert weiter, dass diese Frauen deshalb nicht aufhören, ihren bestehenden Partner zu lieben. „Die Geheimniskrämerei, das Herumschleichen, die sexuelle Leidenschaft können mit der Freisetzung all dieser Wohlfühlhormone ein Hochgefühl erzeugen. Die Frauen untergliedern ihr Leben häufig mental in verschiedene Kategorien und sagen sich, dass eine Affäre ihre Liebe zu ihrem Partner nicht berührt.“(8)
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Emotionale Vernachlässigung
Ehe- und Familientherapeutin Sarah Cook Ruggera erklärte in EverydayHealth, dass Frauen eher in Versuchung geraten, ihren Partner zu betrügen, wenn die Ehe von emotionaler Vernachlässigung oder Distanz geprägt ist. „In vielen Fällen von Untreue geht es darum, sich jemandem emotional verbunden zu fühlen.“(9)
Das ist in der Tat die stereotype Antwort auf die Frage, warum Frauen untreu werden. Allerdings wird dabei die Tatsache, dass Frauen hochgradig sexuelle Wesen sind, völlig außen vor gelassen. Dennoch ist es natürlich so, dass der Mangel an einer soliden emotionalen Verbindung zu ihrem Partner bei sensiblen und anhänglichen Frauen Zweifel aufkommen lassen und so manche einsame Hausfrau in Versuchung führen kann.
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Fremdgehen aus Rache
„Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau.“ Diesen Grund können wir wohl alle leicht nachvollziehen. Eine Frau, die durch ihren Partner verletzt wurde und starken emotionalen Schmerz und Verrat empfindet, verspürt oft das Bedürfnis, es ihm „heimzuzahlen“, und eine Affäre kann ihr da gerade recht kommen. In einem Exposé zum Thema Fremdgehen aus Rache sprach ABC News mit Patti Britton, einer Sexualtherapeutin aus Beverley Hills, über diese Taktik, das Gleichgewicht in einer schwierigen Beziehung wiederherzustellen. „Das kommt äußerst oft vor, wobei es sich nicht notwendigerweise um eine bewusste Entscheidung oder absichtliche Handlung handelt.“(10)
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Versuchung durch Technologie
Dieser letzte Punkt umfasst zum Teil die obigen Beispiele und kann sowohl als Ventil und als auch als Ressource dienen. Manche Leute argumentieren sogar, dass Sexting oder Cybersex im Grunde keine Untreue darstellt und lediglich einen Teil des Gehirns stimuliert, der mit dem sexuellen Verlangen zu tun hat. Natürlich bieten Affären-Apps wie Ashley Madison mehr Potenzial und Gelegenheiten, die eigenen unerfüllten Sehnsüchte besser zu verstehen und zu erfüllen. Dr. Marion Goertz, eine in Toronto ansässige zertifizierte Ehe- und Familientherapeutin, unterstreicht, dass hier echte Bedürfnisse im Spiel sind. „Frauen sind eher an Cybersex interessiert, der Gespräche und ein gewisses Maß an Beziehung einschließt.“(11)

„Eine glückliche Ehe ist ein langes Gespräch, das immer zu kurz erscheint.“ ~ Andre Maurois
Unterm Strich gilt demnach: Verheiratete Frauen haben sehr reale Bedürfnisse, über die – auch zum Wohle der Gesellschaft –gesprochen werden muss und die erfüllt werden müssen. Genug also mit Tabus, Misogamie und moralischer Entrüstung – Zeit für ein echtes Gespräch.

Quellen:
- https://www.marriagebuilders.com/graphic/mbi8111_leave.html - William F. Harley
- https://www.livescience.com/37777-history-of-marriage.html - Tia Ghose, livescience.com
- https://www.natgeotv.com/za/special/genius-albert-einsteins-theory-of-infidelity - Patrick J. Kiger
- https://www.huffpost.com/entry/why-an-affair-can-be-psyc_b_1604018 - Douglas Labier
- https://bigthink.com/against-the-new-taboo/why-you-shouldnt-and-should-be-monogamous - Tauriq Moosa
- https://psychcentral.com/blog/surprising-differences-between-lonely-women-and-lonely-men/ - Kira Asatryan
- https://www.mindbodygreen.com/0-27839/monogamy-isnt-for-everyone-heres-how-to-embrace-the-full-scope-of-your-sexuality.html - Psalm Isadora, MindBodyGreen
- https://www.thelist.com/32795/real-reasons-women-cheat/- Rhonda Milrad
- https://www.everydayhealth.com/womens-health/why-women-cheat.aspx - Sarah Cook Ruggera
- https://abcnews.go.com/Health/Sex/story?id=4483820&page=1 - Dan Childs
- https://www.canadianliving.com/life-and-relationships/relationships/article/women-hooked-on-cybersex - Kathryn Dorrell
- https://www.ashleymadison.com/polyamory
Übersetzungen:
- Married women online (English)
- Mujer casada (Español)
- Mulher casada (Português)
- Verheiratete frauen (Deutsche)
- Donne sposate (Italiano)
- 人妻 (繁體中文)